KI MyLens AI: Was kann die Künstliche Intelligenz visuell leisten?

Für Sie getestet!

Wir sind gern am Puls der Zeit. Daher probiere ich immer wieder KI-Tools aus. Diesmal die Künstliche Intelligenz MyLens AI. Wird sie mit Daten oder Aufgaben gefüttert, visualisiert sie diese beispielsweise als Zeitachse, Mindmap, Quadrant oder Tabelle. So können auch komplexe Daten verständlich dargestellt werden. Das ist der Anspruch. Ich habe MyLens AI vier verschiedene Aufgaben gestellt, die auch Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag begegnen könnten. Diese Erfahrungen habe ich gemacht …

© Petr Vaclavek via stock.adobe.com

Autor: Ansgar Licher

1.

Open Source & Digital Sovereignty

Mein Prompt:

Erstelle eine Quadrantengrafik, die die Wichtigkeit von Open Source in Bezug auf die digitale Souveränität darstellt.

(Mit DeepL übersetzt zu: Create a quadrant graphic showing the importance of open source in relation to digital sovereignty.)

Das Ergebnis:

Meine Bewertung:

(Negativ) auffällig ist:

  • Es werden konkrete Open Source Softwareprodukte dargestellt (u.a. GIMP, OpenOffice, Firefox).
    • Warum überhaupt?
    • Warum genau diese?
    • Warum dann nicht im Vergleich dazu die Closed-Source Alternativen Photoshop, MS Office, Edge Browser?
  • So, wie es dargestellt ist, ist die Aussage, dass GIMP weniger digital souverän sei als OpenOffice und Firefox.
    • Nur warum?
    • Was führt zu dieser Aussage? (Mir ist kein Grund bekannt oder keiner erscheint mir dafür logisch zu sein).
    • Dass eine Office-Suite (OpenOffice) wichtiger für digitale Souveränität ist, als ein Grafikprogramm (GIMP) kann man so sehen. Warum sollte aber ein Grafikprogramm (für Designer, Fotobearbeiter im weitesten Sinne, etc. sehr wichtig) wichtiger für digitale Souveränität sein als eine Office-Suite?

Was noch auffällt:

  • Das Ergebnis ist grundsätzlich logisch, stimmig, plausibel und nachvollziehbar.
  • Das Ergebnis liegt inhaltlich im Bereich der Erwartungen.
  • Der zeitliche und inhaltliche Aufwand für die Erzeugung dieser Grafik war minimal.
  • Die Grafik impliziert, dass es nichts mit niedriger Wichtigkeit gibt, was zu einer hohen digitalen Souveränität führt.
  • Interessant ist, dass man sich für die Erzeugung einer solcher Grafik nicht um die zugrundeliegenden Detaildaten oder eine Software kümmern muss, die zur Erstellung einer solchen Grafik in der Lage ist.

Negativer Touch dabei: Unklar ist, auf welcher Datenbasis diese (grundsätzlich stimmige) Aussage entstanden ist. Es ist also nicht nachvollziehbar, wie MyLens AI auf diese Darstellung kommt. (Bei einem chat-basierten System wie ChatGPT könnte man nun fragen, auf Basis welcher Daten diese „Einschätzung“ entstanden sei und im Dialog weitere Einzelheiten hinterfragen. Das ist bei MyLens AI (kostenlose Version) so nicht möglich.

Randbemerkung:

Das gleiche Prompt bei ChatGPT 4 eingestellt, ergab eine etwas andere Interpretation und Darstellung. Die von ChatGPT erzeugte Grafik kann man (mindestens in diesem Fall) bestenfalls als „Informationsgrafik“ bezeichnen: Sie wirkt optisch völlig unprofessionell, während MyLens AI direkt präsentable Grafiken erzeugt. (Dafür ist die inhaltliche Aussage bei ChatGPT zum gleichen Thema meiner Meinung nach deutlich differenzierter als bei MyLens AI).

2.

Cyberresilienz im Unternehmen

Mein Prompt:

Wie kann ich mein Unternehmen im Zeitraum von Juli 2024 bis März 2025 cyber-resilient machen?

(Mit DeepL übersetzt zu: How can I make my company cyber-resilient in the period from July 2024 to March 2025?)

Meine Bewertung:

Das Ergebnis ist logisch und plausibel und wirkt inhaltlich vollständig. Wesentliche und relevante Themen sind in der Mindmap aufgelistet bzw. enthalten.

Sich mit einem leeren Blatt Papier (bzw. geeigneter Mindmap-Software) und der als Prompt formulierten Frage auseinanderzusetzen, führt sicherlich zu ähnlichen (und möglicherweise) besseren Ergebnissen. In der Zeit, in der MyLens AI die Details der Grafik zusammengestellt und sie generiert hat, wird man selbstdenkend bestenfalls ein paar erste Punkte auf dem Plan haben. Und erst nach einigen Iterationen (oder durch Brainstorming mit einer Gruppe von Leuten) zu einem ähnlich vollständigen Ergebnis kommen.

Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Mindmap vielleicht nicht vollständig ist, so ist sie eine gute Basis, um sie zu nehmen und alleine oder im Team weiterzuentwickeln. Sollte etwas fehlen, dürften das eher spezielle oder spezifische Aspekte sein. Ergo: Die Mindmap ist eine gute Option, um auf diesen „vorgedachten“ Erkenntnissen per Weiterentwicklung schnell zu einem eigenen, umfassenderen Ergebnis zu kommen.

Unklar bzw. ungeprüft ist, ob es in der Bezahlversion Möglichkeiten gibt, die erzeugte Mindmap in einer Form downloaden zu können, die die eigene Weiterbearbeitung in einer Mindmap-Software erlaubt. (Bereits bei ChatGPT 3 konnte man angeben, ChatGPT möge die erzeugten Inhalte der Struktur in Form von XML ausgeben, was es zumindest prinzipiell erlaubt hätte, die Daten der Mindmap in anderen Programmen 1:1 weiter zu verwenden. Die Open Source Mindmap-Software VYM (View Your Mind) verwendet bspw. XML-Formate).

3.

Übersicht Ransomware-Angriffe in Deutschland

Mein Prompt:

Erstelle eine Tabelle über die Entwicklung von Ransomware-Angriffen und den jährlichen Umsatz bezogen auf die letzten zehn Jahre und die Entwicklung in Deutschland.

(Mit DeepL übersetzt zu: Create a table on the development of ransomware attacks and the annual turnover in relation to the last ten years and the development in Germany.)

Meine Bewertung:

Die Tabelle zeigt das, wonach gefragt wurde.

Der Trend wird sowohl farblich (mit einem Schlagwort) (Spalte „Trend“) als auch verbal (Spalte „Attacks“) beschrieben. Dies entspricht meiner Meinung nach der in einigen Bereichen wenig Symbole und Piktogramme verwendenden amerikanischen Kultur (siehe bspw. Verkehrsbeschilderung mit lesbaren Texten statt üblichen europäischen Symbolen usw.).

Auch hier wieder: Starker Fokus auf grafische Präsentation der Ergebnisse. Also direkt nutzbares Ergebnis (copy & paste) für Präsentationen usw.

Jedoch wie bisher: Es ist und bleibt (zumindest in der kostenlosen Version) völlig unklar, auf Basis welcher Detaildaten diese Werte zusammengestellt wurden. Die Quelle(n) sind unklar. Was dazu führt, dass man das Ergebnis entweder glauben muss oder aber man verifiziert die Daten nochmals eigenständig, was aufwändig ist. Ich selbst habe die Zahlen nicht nochmal gegengeprüft, daher könnte das Ergebnis auch totaler Blödsinn sein.

Vermutlich (!) wird man bei der kommerziellen Version die Ergebnisse weiter verarbeitbar (bspw.) im Excel-Format (oder gar CSV) downloaden können.

4.

Zeitplan für einen Software-Wechsel

Mein Prompt:

Erstelle einen Zeitplan, wie 100 Mailboxen von Microsoft Exchange Server auf die Zimbra Groupware migriert werden können.

(Mit DeepL übersetzt zu: Create a schedule for migrating 100 mailboxes from Microsoft Exchange Server to Zimbra Groupware.)

Meine Bewertung:

Bezogen auf die vorzunehmenden Schritte ist das ein absolut logischer und schlüssiger Vorgehensplan, der inhaltlich sachlich plausibel und wirklich auffällig detailliert ist.

Die zeitliche Abfolge (jeder Schritt dauert „zufällig“ genau eine Woche) widerspricht vielen Projekterfahrungen. Teilweise dauern Schritte oder Phasen etwas länger. Manchmal kann es auch zu kurzfristigen Ressourcenengpässen in Projekten kommen, so dass sich Phasen etwas ausdehnen können. Daher ist die Timeline zwar inhaltlich überraschend gut aufgebaut, jedoch bezogen auf die Zeitachse deutlich idealisiert. Das hat was von „one size fits all“.

Sehr gut finde ich die Vollständigkeit und Detaillierung der einzelnen Phasen.

Auch hier wieder:

Dank der hochwertigen Kosmetik des Ergebnisses tendiert der Geist bei dessen Betrachtung dazu, das Ergebnis als „gut“ wahrzunehmen. Die Kritik des Auges wird getrübt. Was Auswirkungen haben kann, wenn man die Ergebnisse nicht kritisch betrachtet und hinterfragt.

Überraschend einfach, schnell und das Ergebnis ist mindestens gar nicht mal so schlecht.

Toller grafischer Output, der sofort nutzbar ist.

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